Häufige Fragen zu Finanzkennzahlen
Klare Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um Kennzahlenanalyse, Unternehmensbeurteilung und finanzielle Bewertungsmethoden
Ihr Weg zum Kennzahlen-Experten
Was sind Finanzkennzahlen überhaupt?
Finanzkennzahlen sind mathematische Verhältnisse aus Bilanz- und GuV-Positionen. Sie machen komplexe Unternehmensdaten vergleichbar und zeigen Stärken sowie Schwächen auf. Denken Sie an sie wie an Blutdruckwerte beim Arzt – einzelne Zahlen bedeuten wenig, aber im Kontext ergeben sie ein klares Bild der Unternehmensgesundheit.
Welche Kennzahlen sind für KMUs wirklich wichtig?
Viele konzentrieren sich auf Eigenkapitalquote, Liquiditätsgrade und Umsatzrentabilität. Aber ehrlich gesagt – das kommt auf Ihr Geschäft an. Ein Handwerksbetrieb braucht andere Kennzahlen als ein IT-Dienstleister. Wir empfehlen, mit 5-7 Kernkennzahlen zu starten, die zu Ihrer Branche passen. Weniger ist oft mehr.
Wie erkenne ich, ob eine Kennzahl gut oder schlecht ist?
Hier liegt der Knackpunkt – Kennzahlen sind relativ. Eine Eigenkapitalquote von 30% ist in der Baubranche solide, im Consulting aber ausbaufähig. Vergleichen Sie mit Branchendurchschnitten und Ihrer eigenen Entwicklung über Zeit. Trends sind oft aussagekräftiger als absolute Werte.
Wie oft sollte ich Kennzahlen berechnen?
Das hängt von der Kennzahl ab. Liquidität würde ich monatlich im Blick behalten – da kann sich schnell etwas ändern. Rentabilitätskennzahlen reichen quartalsweise, strukturelle Kennzahlen sogar nur jährlich. Wichtiger als die Häufigkeit ist die Regelmäßigkeit und dass Sie ins Handeln kommen, wenn sich etwas verschlechtert.

Typische Stolperfallen vermeiden
Viele Unternehmer machen den Fehler, Kennzahlen isoliert zu betrachten. Eine niedrige Eigenkapitalquote ist nicht automatisch schlecht, wenn die Liquidität stimmt und die Erträge stabil sind. Oder sie vergleichen sich mit völlig anderen Branchen – das führt zu falschen Schlüssen.
Ein weiterer Klassiker: Man berechnet fleißig alle möglichen Kennzahlen, aber leitet keine Maßnahmen ab. Kennzahlen sind Instrumente, keine Selbstzweck. Wenn die Debitorenlaufzeit steigt, muss das Mahnwesen überprüft werden. Wenn die Materialintensität zunimmt, sind die Einkaufspreise zu hoch oder die Verschwendung zu groß.
Praktische Anwendungsgebiete
Bankgespräche
Banken schauen sich primär Eigenkapitalquote, Verschuldungsgrad und Zinsdeckungsgrad an. Wenn Sie diese Zahlen kennen und erklären können, wirken Sie kompetent und vorbereitet. Das schafft Vertrauen und bessere Konditionen.
Investorensuche
Investoren interessiert vor allem die Rentabilität und das Wachstumspotential. ROI, EBITDA-Marge und Cashflow-Entwicklung stehen im Fokus. Zeigen Sie Trends über mehrere Jahre – das ist überzeugender als Momentaufnahmen.
Strategieplanung
Kennzahlen decken Schwachstellen auf. Hohe Personalintensität deutet auf Automatisierungsbedarf hin. Sinkende Margen erfordern Preisanpassungen oder Kostensenkungen. Ohne Zahlen tappen Sie im Dunkeln.
Krisenfrüherkennung
Bestimmte Kennzahlenkombinationen warnen früh vor Problemen. Sinkende Liquidität bei gleichzeitig steigenden Forderungen ist ein Warnsignal. Wer rechtzeitig reagiert, kann gegensteuern bevor es kritisch wird.
Lieferantenbewertung
Auch Ihre Lieferanten sollten Sie kennzahlentechnisch bewerten. Deren Eigenkapitalquote und Liquidität beeinflussen Ihre Liefersicherheit. Ein schwacher Partner kann schnell zum Problem werden.
Wettbewerbsanalyse
Vergleichen Sie Ihre Kennzahlen mit denen der Konkurrenz – soweit verfügbar. Das zeigt, wo Sie stehen und wo Verbesserungspotential liegt. Manchmal entdeckt man so auch neue Geschäftsmöglichkeiten.

Häufige Missverständnisse aufgeklärt
"Hohe Kennzahlen sind immer besser" – das ist ein Trugschluss. Eine zu hohe Eigenkapitalquote kann bedeuten, dass Sie Wachstumschancen verschenken. Eine zu niedrige Verschuldung zeigt möglicherweise mangelnde Investitionsbereitschaft.
Anderes Beispiel: Viele denken, niedrige Kosten sind automatisch gut. Aber wenn Sie bei wichtigen Ausgaben wie Mitarbeiterfortbildung oder Qualitätssicherung sparen, rächt sich das langfristig. Die Kunst liegt im ausgewogenen Verhältnis aller Faktoren.
Besonders bei schnell wachsenden Unternehmen führen klassische Kennzahlen manchmal in die Irre. Hier braucht es spezialisierte Metriken und Branchenerfahrung bei der Interpretation.
